Wer war Egil Skallagrimsson?
Egil Skallagrímsson war ein norwegisch-isländischer Skalde (Dichter), Krieger und Abenteurer des 10. Jahrhunderts. Er entstammte einem mächtigen norwegischen Geschlecht germanischer Herkunft und war der Sohn von Skallagrím Kveldúlfsson, einem der bedeutendsten Siedler Islands. Egil wird als furchteinflößend, stur, ungehobelt, aber äußerst klug und künstlerisch begabt dargestellt – eine exemplarische Figur des widersprüchlichen Helden nordischer Erzählkunst.
Worum geht es in der Saga?
Die Saga folgt Egils Leben von der Kindheit bis ins hohe Alter – ein epischer Lebenslauf voller Konflikte, Racheakte, Ehre und Poesie:
Frühe Kindheit:
Egil zeigt schon als Kind ungewöhnliche Fähigkeiten – sowohl im Dichten als auch im Kämpfen. Bereits mit sieben Jahren erschlägt er einen Jungen, was seine wilde Natur offenbart.
Konflikt mit dem norwegischen Königshaus:
Ein zentrales Thema ist der Streit zwischen Egils Familie und dem norwegischen König Eirik Blutaxt und dessen machthungriger Frau Gunnhild. Egil tötet mehrere Gefolgsleute des Königs, wird zum Geächteten und entkommt mehrfach nur knapp dem Tod.
Rache, Flucht und Ehre:
Egil zieht als Krieger durch die nordische Welt – von Norwegen über England bis nach Island. Er kämpft in Schlachten, gewinnt Reichtum, verliert aber auch geliebte Menschen. Besonders berührend ist die Episode, in der er ein ergreifendes Gedicht (das Sonatorrek) über den Tod seiner Söhne schreibt – eine der ältesten persönlichen Klagen der Weltliteratur.
Dichterische Größe:
Egil wird nicht nur als brutaler Kämpfer, sondern auch als einer der größten Dichter des Nordens dargestellt. In einer berühmten Szene dichtet er ein Lobgedicht (Höfuðlausn, „Kopflösung“), um der Hinrichtung durch König Eirik zu entkommen – mit Erfolg.
Alter und Tod:
Im Alter wird Egil zunehmend verbittert, erblindet, aber bleibt stolz. Die Saga endet mit seinem Rückzug ins Private, seine letzten Jahre sind von Melancholie und Altersstolz geprägt.
Was macht die Egils-Saga so besonders?
Tiefenpsychologie: Egil ist kein eindimensionaler Held, sondern komplex, widersprüchlich und menschlich. Brutal und poetisch zugleich.
Frühe Literatur über Individualität: Sie zeigt, wie ein einzelner Mensch sich gegen Könige, Schicksal und Gesellschaft stellt – mit dem Schwert, aber auch mit Worten.
Historischer Wert: Viele Orte, Ereignisse und Personen in der Saga basieren auf echten historischen Bezügen aus dem frühen Mittelalter.
Einblick in nordische Kultur: Ehre, Blutrache, Familie, Dichtung und Recht stehen im Zentrum – unverzichtbar für das Verständnis der Wikingerzeit.